7/31/2007

One Day out with KORN


Heute durfte ich eine Stunde früher, also um 5, von der Arbeit gehen. Was macht man mit einem angebrochenen Nachmittag in New York? Richtig. Man geht zu dem einzigen kostenlosen Album-Release-Konzert von KORN, den Helden meiner späten Jugend.
Ich sag nur "That kicked Ass." Das war seit langem, und vor allem hier in New York, das geilste Konzert, dass ich erleben durfte.
Natürlich haben die Jungens nicht nur Songs vom neuen Album, dass heute in den USA erschienen ist, gespielt, sondern auch alte Stücke. Die Masse hat gerockt und ich mittendrin - leider aber mit Tussibag, was mich davor gehindert hat, richtig reinzuspringen.
Eine Stunde später, nass geschwitzt und mit Nackenkrampf (ja ja Moschen muss gelernt sein)wollten wir noch ein paar Fotos hinter der Bühne schiessen, was auch gar nicht schwer war, da das Konzert am Pier 13 in der Southstreet Seaport war und man locker hinter die Kulissen schauen konnte. Da wir dachten, dass es auf der anderen Seite der Bühne vielleicht bessere Fotos geben könnte, da es dort eine terassenartige Erhöhung gibt, sind wir auch noch da hin und schwuppdiwupp sind Fieldy und Monkey an uns vorbeigeschlurft. Ohne großes Trallala sind wir ihnen noch gefolgt, aber leider ging vor uns schon die Tür zu und wir hatten keine Möglichkeit noch ein Foto von Nahem zu schießen. Wir also raus auf die Straße. Allerdings mussten wir dazu noch durch einen Hinterhof und da standen die beiden schon wieder, mit ihren Soldaten-Bodyguards und irgendwelchen Fans mit VIP Bändchen. Icke also wieder hin und hab den Fieldy angequatscht, aber schon hatte uns der Oberbodyguard am Schlawittchen gepackt und weggezogen. Bei Fieldy im Kopf hats ganz schön laut gerattert (so nach dem Motto "Watt will die Alte jetzt?") ...aber nützt nichts. Das Foto zusammen haben wir nicht (Sorry Drea), aber dank Max coole Nahaufnahmen.

Danke Franzi und Max für den geilen Nachmittag :-)

7/18/2007

What if this had been the last day of your life?


Strömender Regen - über 90%ige Luftfeuchtigkeit...der Morgen beginnt schon scheiße. Ich muss zur Arbeit, habe aber keine Lust. Draußen sieht es aus wie Weltuntergang. Es liegt was in der Luft. This day's gonna be strange.

18Uhr - ich verlasse das Gebäude, in dem ich seit fast sieben Wochen arbeite. Ich will nach Hause. Ich will schlafen - mehr nicht. Ich muss zur Grand Central Station, mit dem Shuttletrain zum Times Square und dann mit der 1 nach Harlem...
Zwei Stunden später steige ich aus dem Bus aus. Wie in Trance gehe ich nach Hause - in mein Zimmer - breche zusammen und muss weinen. Die Bahn ist heute nicht gefahren.

Ein Dampfrohr aus dem Jahre 1924 ist schuld. Die Infrastruktur Manhattans ist aus dem Jahr, indem meine Oma geboren wurde. Stille! Die Autos stehen. Viel zu viele Menschen auf der Straße. Es stimmt was nicht, schießt es mir durch den Kopf. Das dumpfe Motorgeräusch eines Hubschraubers ist zu hören - von ganz weit her, dringt es zu mir durch - kaum merklich.
"Haltet die Welt, sie soll stehen..."

Langsam klären sich meine Gedanken. Die Sinne werden aufmerksamer. Polizeisirenen und Feuerwehralarm. Kein Mensch sagt etwas. Ich schaue nach links und sehe einen Pulk Menschen auf mich zukommen, sie bewegen sich nicht schnell - sie laufen. Es sind hunderte von Menschen. Sie laufen auch nicht -nein sie rennen - weg, weg vor dem Rauch, der sich bedrohlich vor uns aufbaut. Sie rennen zur Ostseite - zum Wasser, da wo der Himmel klar ist. Ich renne mit. Was ist los? Kein Mensch kann es mir sagen. Ich drehe mich um - schaue zum Himmel. Der Rauch ist nicht schwarz, er ist grau ... dennoch schießen mir sofort die Bilder des 11. September 2001 in den Kopf. Was, wenn es wieder soweit wäre? Ich habe Angst, denn ich stehe direkt unter dem Chrysler Building. Was, wenn ein Flugzeug kommt und hineinstürzt? Ich ziehe meinen Kopf ein und renne - einen Block, zwei oder auch mehr. Einfach nur weg von hier, zum Wasser. Ich renne Hannah in die Arme. Sie wohnt auch in meinem Haus. Sie kommt gerade von der Arbeit und ist auf dem Weg zur Grand Central Station - dem Hauptbahnhof. Sie ist ein Engel und das mit 19. Beruhigt mich, denn sie hat es schon miterlebt - damals 2001. Sie nimmt mich mit in ihr Bürogebäude. Wir googlen, können aber keine Informationen finden - außer, dass ein Gebäude eingestürzt ist. Ich muss zur Toilette - beginne zu zittern, nein mein Körper ist erschüttert. Ich kann mich wieder beruhigen. Wir erfahren, dass eine Dampfleitung explodiert ist, dass es kein Anschlag war und dass auch kein Gebäude eingestürzt ist. Ich bin froh, denn das hätte geheißen, dass ich nach Hause fahren muss. Denn das Pall Mall Programm sieht vor, bei jeder bestehenden Gefahr das Programm sofort abzubrechen. Ich will nicht zurück zur 42. Straße, denn da sind die vielen Menschen, die Polizei und die Feuerwehr. Die Züge fahren sicher auch nicht. Ich nehme den Bus 101 und fahre durch die Stadt, vorbei an der Lexington Ave. Schaue aber nicht hin. Ich will nur weg von hier. Der Bus braucht lange. Die Fahrt erlebe ich wie in Trance. Die Leute telefonieren und reden über das Gesehene. Ich will das nicht hören und muss mich gleichzeitig zusammenreißen. Ich habe das noch nie erlebt, kein New Yorker muss das wissen. Ich will nicht weinen. Zu Hause angekommen, bricht es doch aus mir heraus. Auf der Fahrt hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Mein Leben ist an mir vorbeigezogen, ich musste an meine Freunde, meine Familie denken. Was wäre wenn? Ich habe auf der Arbeit die Steuererklärung gemacht. Nicht gerade spannend. Das wäre es also gewesen? Die anderen Pall Maller hatten davon schon beim Abendessen gehört. Sie haben es nicht erlebt: Die besorgten Gesichter Hunderter, laufend, sich umdrehend und ihre Geischter zum Himmel streckend. Die fragenden Gesichter. Die Ungewissheit - Minuten, die zu Stunden werden und auch wurden. Die Angst hat mich gelähmt, auch wenn es "nur" ein unterirdisches Dampfrohr war. Ich lese gerade, dass es einen Toten gab. Was, wenn er auch nur die Steuern gemacht hat? Zwanzig Menschen sind verletzt. Meine Bahn fährt wahrscheinlich morgen nicht. Das Leben geht dennoch weiter. Ganz normal, als wäre nichts geschehen.

Jetzt bin ich müde und muss schlafen.

7/16/2007

Ein Tag in New York

New York ist laut, viel zu laut. Die Stadt stinkt, ist zu heiß, zu kalt, zu stickig, zu stressig. Es leben und arbeiten viel zu viele Menschen hier. Wo kommen die her? Wo gehen die hin? Die Taxifahrer reden weder Englisch, noch verstehen sie es ... Sie kennen die Stadt noch nicht einmal.
Die Züge zur Arbeit sind vollgestopft mit Menschen, deren dicke, schwitzende Körper sich aneinander reiben. Es ist zu eng, die Bahn zu laut. Mal fährt sie schnell, meist aber langsam. Manchmal bleibt sie einfach stehen...mitten im Tunnel - mal 5 mal 10 Minuten. Es gibt AC. Die Luft im Zug ist frisch, manchmal funktioniert die Klimaregulierung aber nicht, dann ist es kalt, wie in einer Tiefkühltruhe oder heiß, wie in einer Sauna.
Überall Menschen in der Grand Central Station. Wo kommen die her? Wo wollen die hin? Mein Gott - lauft doch schneller. Steht nicht im Weg rum. Bewegt eure fetten Ärsche! Ich komme zu spät zur Arbeit! Schon wieder. Obwohl ich den Expresszug genommen habe. Ich will an der Menschenmenge vorbei, stolper fast. Laufe, laufe immer schneller. Ich darf nicht zu spät kommen, nicht schon wieder. Was soll das für einen Eindruck machen? Es ist heiß, zu heiß. Die Luft in der Bahnstation steht, sie ließe sich mit einem Messer zerschneiden. Wenn ich nur eines hätte...auch wenn es nur eines aus Plastik wäre, so wie alles hier in diesem Land aus Plastik ist. Wie es sich anfühlt mit Silber- oder Aluminiumbesteck zu essen? Das weiß ich gar nicht mehr. Aber Halt! Stopp! Meine Gedanken schweifen ab. Ich muss zur Arbeit. Warum laufen die denn nicht? Ich will raus, raus an die frische befreiende Luft, vorbei am deutschen Marktstand. Ich werfe nur einen kurzen Blick auf die Ware. Beim ersten Mal stand ich 30, vielleich auch 40 Minuten vor der Theke...kaum den Blick abwenden könnend - Erdbeermarmelade von Schwartau (Ich hasse Erdbeermarmelade), Nutella (Schokolade auf dem Frühstücksbrötchen finde ich widerlich) und Pumpernickel. Wo ist das richtige, das richtige deutsche Brot? Ich frage nach. So viel Zeit muss sein! Es gibt abgepacktes Graubrot. Graubrot! Ich halte es in den Händen, als wäre es der Ring aus Tolkiens Trilogie. Ich vermisse es...mein Brot. Das herzhafte, echte Brot. Das amerikanische Weißbrot hat meinen Bauch anschwellen lassen. Ich bin dick und fühle mich unwohl. Ich muss es einfach...aber Halt! Wie kann ich mich verleiten lassen? Das Brot ist abgepackt und noch mindestens 3 Monate haltbar. Importierte und vor allem schlechte deutsche Ware ... zu einem horrenten Dollarpreis. Ich lege es hin, gehe zum Italiener, der frisches Brot hat. Es schmeckt fast genauso gut, wie das zu Hause. Wenigstens was!
Im Sauseschritt geht es zur Arbeit. Bitte, bitte lass mich die Erste sein. Bitte! Bitte! Dann merkt auch keiner, dass ich zu spät bin. Nur Valencia aus dem Language Lab würde es merken. Aber das ist mir egal. Valencia ist toll - sie lacht und die Sonne geht auf. Sie ist eine Afroamerikanerin und lebt in Harlem, wie die meisten Afroamerikaner und wie ich. In Amerika werden die Rassen kategorisiert - es gibt die Caucasians, die Hispanics und die African Americans. Mir gefällt das nicht - es steckt aber tief, tief in den Köpfen aller. Die Gruppen distanzieren sich voneinander auch wenn sie zusammen arbeiten und leben ... sie fühlen sich stark unter ihresgleichen.
Uff, Bill ist noch nicht da. Ich schalte das Licht ein, denn es ist dunkel im Büro. Selbst wenn die Sonne draußen scheint, bleibt es dunkel im kleinen Büro. Ich gehe zum Computer, den ich nach meiner Ankunft selbst aufgebaut habe. Ich surfe im Internet, mache ein paar private Sachen, denn viel gibt es im Moment nicht zu tun. Bill kommt erst halb 11. Wir reden viel und lachen auch - aber erst nachdem der erste Schwung Arbeit weg ist und er wieder gute Laune hat. Kaiser Wilhelm ist hungrig. Er wuselt vor meinen Füßen herum und bettelt um Essen. Er macht sogar Sitz - das macht er sonst nicht. Der kleine Pinscher. Aber eigentlich ist er ganz süß. Ich vermisse ihn, wenn er nach Hause geht. Oliver ist auch noch nicht da. Mein Chef. Er bringt die Arbeit mit. Bis dahin helfe ich Bill.
Die Mittagspause ist nicht mehr weit. Ich habe Hunger, nein, Riesenkohldampf. Ich gehe in die Mittagspause, vielleicht eine Stunde, vielleicht aber auch nur zehn Minuten, denn es ist heiß. Ich danke Gott für die Erfindung der Klimaanlage. Ich will eigentlich nicht raus, aber ich muss Essen besorgen, auch wenn die Sommerhitze den Appetit schnell vergessen lässt. Ich gehe zum Fahrstuhl, fahre nach Parterre, vorbei am Inder mit dem Büdchen. Er ruft immer "Hey, my frrriend." Mir ist das manchmal unangenehm, besonders wenn ich nichts bei ihm kaufen will. Er ist seit 20 Jahren da. Er freut sich immer, wenn er mich sieht. Ich finde es toll, nur jetzt nicht. Ich habe Hunger. Ich laufe schnell...schnell an ihm vorbei ohne hinzuschauen. Obwohl, das stimmt nicht; ich blinzele aus den Augenwinkeln nach rechts rüber. Er döst ein wenig. Puuh, schnell weg. Geschafft! Raus aus dem Hinterausgang in die 45. Straße. Ich laufe weiter in die Zweite Avenue. Hier gibt es viele kleine Essengeschäfte. Hier arbeiten auch viele Menschen - hier in Midtown, direkt unter dem Chrysler Building - dem Geschäftszentrum New Yorks.
Ich gehe in meinen Lieblings Deli. Hier gibt es eine Salatbar, auch mit warmem Essen. Es schmeckt nicht richtig gut, manchmal bereue ich meine Auswahl. Aber Essen in New York ist teuer. Ich setze mich in das erste Obergeschoss. Hier gibt es Sitzplätze und auch immer einen für mich. Die Stadt ist voll, die Sitzgelegenheiten begrenzt. Ich will nicht im Büro essen, denn dann bettelt Kaiser wieder. Ich bleibe und setze mich zu den anderen einsamen Mittagspäuslern und dem chinesischen Arbeitskollegium oder der singenden Polizistin, die mich unheimlich nervt. "Ruhe! Du blö** Kuh. Ich will beim Essen meine Ruhe haben. Mir reicht das dudelnde Radio, das vor sich hinrauscht. Ich will deine Sch*** Stimme nicht auch noch ertragen müssen..." Denke ich leise, wage es im Leben nicht zu sagen. Sie würde mich sofort festnehmen. Hier zögert keiner, auch nicht die Polizei. Ich zwinge mein Essen schnell rein ... Morgen hole ich etwas anderes oder gehe woanders hin. Versprochen!
Ich laufe zurück zur Arbeit. Die sengende Hitze macht mir zu schaffen. Schwupps hinein ins kühle Gebäude. Da bin ich wieder. Die Arbeit geht weiter. "Hello my frrrriend. How are you?" Mist. Ich zucke zusammen. Der Inder hat mich diesmal nicht einfach davonkommen lassen. Ich rufe zurück "Good. How are you?" Und verschwinde im Fahrstuhl. ....
Es ist gleich 6, gleich Feierabend. Ich sehne den Feierabend so herbei, obwohl ich noch nicht weiß, was ich mit dem angebrochenen Abend anfangen soll. Ich brauche einen Plan, einen tollen und außergewöhnlichen Plan. Ich will nicht in den Tag hineinleben ohne die Zeit genutzt zu haben. Ich bin Touristin, eine Touristin mit der Erlaubnis ein Praktikum machen zu dürfen - nicht mehr und nicht weniger. Ich will die Zeit ausnutzen und in vollen Zügen genießen. Denn bald ist es vorbei. Ich zähle die Wochen, die Tage ... bald fahre ich nach Hause. Wenn ich hier wohnen würde, wäre der Stress nicht so groß. Der Plan wäre viel einfacher ... nach der Arbeit nach Hause gehen, aber ohne das schlechte Gewissen, dass mich die Zeit nicht voll genießen lässt. Ich gehe also Shoppen...die einzige Aktivität, die in NewYork günstig ist. Nichts, bei dem ich Geld ausgebe, ist billiger als Shopping. Ich fühle den Himmel auf Erden ... Gott muss eine Frau sein!! Schnell zur Prince Street, dahin wo sie den Broadway kreuzt. Hier ist es schön, hier kann ich bleiben. Geschäfte reihen sich aneinander, wie Perlen auf einer Kette. Überall hängen neonfarbene SALE Schilder... 20% Off, 50% Off, 70% Off. Überschwenglich bis übermütig renne ich von einem Geschäft in das nächste. New York ist toll!!! Ich brauche kein T-Shirt mit dieser Message, die mich sofort als Touristin outen würde. Man sieht es mir an. Ich freue mich, ich grinse ... und die Menschen lachen zurück!

Geschafft und glücklich steige ich hinab in die Metro, die warm ist, aber angenehm warm. Ich mache meine Musik an: Ella Fitzgerald. Jazz! Ich schließe meine Augen! Ich fühle mich gut. Ein Lächeln auf den Lippen...die Bahn braucht sich nicht beeilen, denn ich habe Zeit.
Dann kommt sie doch. Es ist die 1, die Uptown Bronx Bahn. Herrlich. Jetzt muss ich nur durchfahren und irgendwann aussteigen. Es ist mein Glückstag: Ein freier Sitzplatz! Ich zwänge mich zwischen zwei dicke Muttis, komme kaum dazwischen, muss nachschieben, bis es klappt. Die Sitze sind unheimlich eng. Es geht trotzdem. Langsam spüre ich meine Füße wieder. Hoffentlich kommt jetzt keine alte Frau, der ich meinen Platz abtreten muss. An der nächsten Station gehen alte Gesichter und neue strömen herein. Oh nein...nur nicht schauen...Ich hebe meinen Kopf. Mist! Ich wollte doch nicht gucken. Puuh, Glück gehabt. Keine alte Frau, nur eine die sehr alt aussieht, aber im Leben die 50er Marke noch nicht erreicht hat. Jegliche Anstalt meinerseits ihr den Platz anzubieten, wäre eine Beleidigung ihr gegenüber. Ich schließe also die Augen und träume weiter ... aber nun zu Amy Winehouse's Soulstimme. Wie herrlich.
Die Bahn fährt aus dem Tunnel heraus. Sie ist jetzt übertags. Ich muss raus - ab ins International House, in mein Zimmer. Ich drücke den Knopf. Der Fahrstuhl kommt nicht. Er steckt irgendwo zwischen dem 7. und 8. Stock fest. Na prima! Laufen will ich nicht. Ich warte. Langsam werde ich nervös. Mein Gott! Wie lange kann es denn dauern, aus einem Fahrstuhl ein und wieder auszusteigen. Jetzt hängt er im 3. Stock...schon wieder. Langsam verliere ich die Geduld. Ich wippe mit dem Fuß, immer schneller, immer hörbarer für die Front Desk Mitarbeiter, denen ich meine Karte vorher gezeigt habe. Denn ohne die, kommt keiner rein. Ich fluche auf deutsch...Das versteht sowieso keiner, aber jeder kann sich denken, was ich zu sagen habe, denn nur wer flucht und schimpft, tut dies in seiner eigenen Sprache. Endlich! Der Fahrstuhl ist da, es strömen ein paar unbekannte Gesicher heraus. Ich herein. Und ab nach oben in mein Zimmer. Ich bin da. Wie herr... jee, ist es heiß hier drin. Ich reiße die Fenster auf und drehe den Deckenventilator auf die höchste Stufe. Es ist sooo heiß. Ich gehe auf die Dachterasse, denn da ist es schön und dort treffe ich Menschen, die ich kenne. Ein typischer Montag ist heute, ein Tag, an dem nicht viel gemacht wird, denn das Wochenende war anstrengend genug. Ich trinke einen Schluck Wein und gehe auf mein Zimmer, in der Hoffnung, dass es abgekühlt ist. Es ist. Ich bin erleichtert und setzte mich an meinen Laptop. Heute muss ich unbedingt Blog schreiben. Ich fühle mich so schlecht, da ich unregelmäßig schreibe - manchmal aus Zeitmangel, manchmal aus Lustmangel. Aber heute...was kann ich nur schreiben? Ich habe viel erlebt in den letzten Wochen, sehr viel sogar. Interessiert das die Leute zu Hause überhaupt? Ich zögere, schreibe dann doch. Es ist wie ein Tagebuch...das längste, das ich je in meinem Leben geschrieben habe. Ich lade noch ein paar Fotos hoch, denn davon habe ich schon Hunderte. Ich kann kaum auswählen. Ich finde alle toll. Es sind zu viele, zu viele für die Leute zu Hause, die die Eindrücke nicht selber machen konnten. Ich finde es schade und würde meine Erlebnisse gern intensiver teilen, mit Freunden und Familie...das geht aber nicht.
Dennoch: ich bin froh, nicht alleine hier zu sein. Die anderen Leute sind spitze ... meistens zumindest. Ich fühle mich wie auf einer Klassenfahrt, nur mit dem Unterschied, dass wir alle schon erwachsen sind...meistens zumindest. Ich bin froh Teil des Pall Mall Foundation Programms zu sein...das sage ich mir jeden Tag, vielleicht aber auch nur jeden zweiten. Aber ich weiß, dass ich Glück hatte, ausgewählt worden und Teil dieser Truppe zu sein.
Am Wochenende sind schon welche gefahren. Jetzt ist nur noch die Hälfte da. Es war traurig, denn wir haben uns gut verstanden...meistens zumindest. Wir haben viele Sachen erlebt, die wir nicht mit unseren besten Freunden teilen konnten. Das ist schön. Denn wer will schon in solch einer Stadt sein und alles allein erleben? Ich nicht. Denn New York ist toll ... meistens zumindest.

7/15/2007

Food pantry portion in Queens

Einmal in der Woche, nämlich Freitags, hat der Großteil der Pall Mall Familie frei oder muss nur vormittags arbeiten, denn dann geht es immer zu einem von der Foundation bzw. seiner hier ansässigen Partnerorganisation CDS, zu einem Seminar.
Die letzte Veranstaltung führte uns direkt nach Queens, diesmal nicht in einer Schule, sondern in eine Kirche, in der für arme Menschen Essen ausgeteilt wird. Wir sollten helfen - Warum auch nicht? In jedem Menschen steckt ein Samariter. Angekommen, mussten wir uns an Hunderte von Menschen vorbei in das Gebäude im tiefsten Queens, da wo ein normaler Tourist nicht hinkommt, schlagen. Wir sollten Plastiktüten packen und an all diejenigen verteilen, die sich vorher in einer Liste eingetragen hatten. Manchmal reicht das Essen für alle, manchmal bekommen, die die zu spät kommen, nichts mehr ab. Nachdem die Tore geöffnet wurden, ist jeder Einzelne per Nummer aufgerufen und in den Vorhof der Kirche gelassen worden, um sich in einer langen Schlange zu stehen, sein Päckchen abzuholen und es in einem klapprigen Rollwagen nach Hause zu fahren. Einige dieser Menschen hatten bereits seit morgens 7 Uhr gewartet. Jetzt war es schon 15 Uhr!!! Aussuchen können sich die Bedürftigen das Essen nicht. Sie müssen das nehmen, was sie bekommen, denn schließlich ist das kein Supermarkt, wie uns die freiwilligen Helfer der Gemeinde predigen. Entsprechend hart war auch der Umgangston der Volunteers, aber anders würden sie wohl keine Ordnung in die Verteilung des Essens bekommen.
Ich fühlte mich gut und half sehr gern, auch wenn es nur für einen Nachmittag war und ich es ohne die Organisation, die diesen Ausflug als "Social Seminar" etikettiert hatte, wohl nicht gemacht hätte. Wie die Hilfesuchenden darüber gedacht haben, weiß ich nicht. Wahrscheinlich kamen wir ihnen vor wie eine Gruppe Touristen, die einmal im Leben etwas Gutes tun möchte, um ihr Gewissen für das ganze Leben zu beruhigen. Einige Bedürftige trauten sich nicht uns anzuschauen, einige sagten mir, dass sie das erste Mal da seien. Ich spürte, dass es ihnen peinlich war, hier um Essen und Anziehsachen bitten zu müssen. Auch sahen viele gar nicht danach aus, als müssten sie um Essen betteln. Sie kamen z.T. in großen Autos vorgefahren oder sahen mehr als wohlgenährt aus, aber vielleicht macht das auch das schlechte Essen, dass in den USA leider um einiges billiger ist als das gesunde Whole Food. Die vor allem spanisch sprechende Community ist eine der ärmsten in New York. Ihre Einwohner sprechen nur schlechtes Englisch, gehen nicht arbeiten oder dürfen nicht arbeiten, weil sie keine entsprechende Genehmigung erhalten. Sie müssen das nehmen, was sie bekommen, auch wenn das Grapefruitsaft aus der Dose oder Instantmilchpulver ist. Aber das ist nicht das Schlimmste ... andere bekommen viel weniger oder an schlechten Tagen nichts.
Ich bin allerdings froh darüber, dass uns CDS die Möglichkeit eröffnet hat, auch andere Stadtteile New Yorks, ihre Bewohner und deren Probleme kennenzulernen. Denn New York City ist nunmal nicht einfach nur Manhattan, so wie viele denken.

Wer helfen möchte, ist immer willkommen, dies auf Freiwilligenbasis zu tun:

Elohim Community
87-47 111th Street
Richmond Hill
New York 11418

7/02/2007

Broadway-Musical RENT

Am 26. Juni haben wir uns endlich daran gemacht das Mysterium Broadway, von dem wir bis dahin schon einiges gehoert hatten, in Angriff zu nehmen.
Tatsache ist, dass sich der Broadway etwa 30 km von Norden nach Sueden durch Manhattan schlaengelt und somit die laengste Strasse der Insel ist. Er unterscheidet sich zudem vom Rest der Avenues, da er nicht gerade verlaeuft, sondern schoen schraeg.
Im Bereich der 50er Strassen, oberhalb des Times Square, befinden sich die beruehmten Broadway-Theater, die den Mythos seit Jahrzehnten leben lassen.
So hat sich unsere Gruppe aufgemacht, um das Stueck RENT zu sehen. Es ist eines der laengsten non stop laufenden Musicals und hat in seiner 10 jaehrigen Laufbahn bereits mehrere Preise gewonnen.
Leider ist es so, dass es wahnsinnig schwierig ist, einer Handlung zu folgen, wenn man nicht alle Texte versteht bzw. die Geschichte nicht kennt. Obwohl ich mir ein Resume der Geschichte schon vorher durchgelesen hatte, fiel es mir dennoch schwer, der zweieinhalb stuendigen Handlung vollends zu folgen. Trotz alledem waren die Stimmen der Saenger grossartig und die Musik sehr jugendlich, soulig gestaltet.

Im Grossen und Ganzen ein schoenes Erlebnis, dass zu einem New York Besuch dazu gehoert.